Am 12. September 1848 verkündete die
Tagsatzung die neue Bundesverfassung der Schweiz. Nun stellte sich die
Frage, ob Zürich oder Bern Sitz der neuen Bundesregierung sein sollte.
Zürich glaubte, darauf ein erstes Anrecht zu haben, und eine
Dreierkommission unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Ulrich Zehnder
beauftragte den Architekten Ferdinand Stadler (1813-1870) mit der
Ausarbeitung eines Projektes. Der Kostenvoranschlag erreichte die Summe
von 797'855 Franken. Es entspann sich ein unliebsamer Wettstreit mit Bern,
wobei es um die Alternative ging, welche Stadt den Bundessitz und welche
die Eidgenössische Hochschule zu übernehmen habe.
Die Verlegung des Bundessitzes nach Bern mag damals für Zürich eine
grosse Enttäuschung gewesen sein. Überlegt man sich aber die seitherige
Entwicklung der Stadt, und zugleich das Anwachsen des Berner
Bundespalastes auf ein Mehrfaches seines ursprünglichen Volumens, so kann
man nun mit Erleichterung feststellen, dass Zürich damals ein
städtebauliches Unglück erster Ordnung erspart geblieben ist.
Quelle: "Das
Projekt für einen Bundespalast in Zürich und sein Architekt".
Artikel von Prof. Dr. Peter Meyer, Architekt und Kunsthistoriker
(1894-1984). Schweizerische Bauzeitung, 9. April 1949, Vol. 67 (1949),
Seite 200-212. Digitale Daten verwendet mit Genehmigung der Verlags-AG und
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Bundespalast auf dem Bürkliplatz in Zürich. Projekt und Zeichnung von
Architekt F. Stadler, 1848
Aquarell von Jakob Suter. Quelle: Zentralbibliothek Zürich.
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